Segensreicher Einsatz der Clemensschwestern in Ruanda wird fortgeführt

27. Mai 2010 Ruanda

Fehlender Nachwuchs und eine fortschreitende Überalterung stellen für viele Ordensgemeinschaften eine große Herausforderung dar. So müssen sich auch die Clemensschwestern in Münster der Situation stellen und sich von Einrichtungen trennen, die lange in ihrer Obhut lagen.


Die Waisenkinder im Centre de Santé

Ein schmerzlicher Prozess ist dies besonders immer dann, wenn sich eine solche Einrichtung in einer der ärmsten Regionen der Welt befindet. Ein Beispiel dafür ist das “Centre de Santé – Gesundheitszentrum” der Clemensschwestern in Kaduha, Ruanda (Zentralafrika). Umso glücklicher sind die Clemensschwestern, dass es ihnen gelungen ist, das Zentrum einer freundschaftlich verbundenen Ordensgemeinschaft aus Indien übergeben zu können. Mit qualifizierten Schwestern wird die “Congregation of Teresian Carmelites” künftig die lebensnotwendige medizinische Versorgung der Menschen in dem einsamen Bergdorf Ruandas weiter gewährleisten. Die Clemensschwestern beenden damit, nach 37 Jahren, ihren Einsatz in dem schönen, aber sehr armen Land.

Wer Ruanda bereist, wird von der faszinierenden Natur und den strahlenden Augen der Kinder begeistert sein. Das Land zählt zu den landschaftlich schönsten Regionen der Erde. Zugleich ist es eines der kleinsten Länder Afrikas. Bedingt durch fehlende Rohstoffe ist es auch als eines der ärmsten Länder der Welt zu bezeichnen. Die gut neun Millionen Menschen leben überwiegend von der Landwirtschaft.

Die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und die medizinische Betreuung sind auch heute noch eine große Herausforderung. Bei der medizinischen Betreuung ist Ruanda auf die Hilfe ausländischer Experten angewiesen. Mit deutscher Unterstützung wurde in den letzten Jahren ein nationales Gesundheitssystem aufgebaut. Dies führte zu einer Optimierung der medizinischen Grundversorgung. Die Fachkräfte in den Gesundheitszentren waren gefordert, sich auf diese erweiterten Anforderungen einzustellen und ihre Arbeit daran auszurichten. Das war nur durch eine entsprechende Weiterbildung zu erreichen.

Inzwischen sind sechs Prozent der Bevölkerung mit elektrischem Strom versorgt, mit Wasser  derzeit etwa neun Prozent. Trotz dieser erschreckend niedrigen Zahlen gehört das kleine Land zu den Hoffnungsträgern Afrikas. Ruanda entwickelt sich zu einer Finanzdrehscheibe Ostafrikas. In der Hauptstadt Kigali eröffnen derzeit große internationale Banken ihre Filialen.

Handwerkliche Arbeiten sichern die eigene Grundversorgung.

Die Landbevölkerung profitiert von diesem Aufschwung bisher noch nicht. Im Gegenteil: Die steigenden Preise in der Hauptstadt führen zu einer weiteren Verarmung der Menschen auf dem Lande. Es wird noch viele Jahre dauern, bis der Aufschwung auch diesen Menschen zu bessere Lebensbedingungen ermöglicht.

Das von den Clemensschwestern geführte “Centre de Santé – Gesundheitszentrum” in Kaduha liegt hoch in den Bergen, nahe der Grenze zum Kongo. Der lange Weg dorthin führt über sandige Pisten und benötigt viel Zeit. Zur Regenzeit sind die Wege oft nicht befahrbar. In der Region leben die Menschen fast ausschließlich von Landwirtschaft und einfachem Handwerk. Gemüse, Kaffee und Tee sind neben den allgemeinen Nahrungsmitteln die wichtigsten Produkte.

Um 1973 begannen die Clemensschwestern, auf Bitten des Bischofs von Butare, mit der Fortführung, des “Centre de Santé” in Kaduha, das bis zu diesem Zeitpunkt von der Gemeinschaft der Chanoinesses aus Belgien geführt wurde. Schwester Ignatis und Schwester Milgitha traten als Erste die lange Reise nach Ruanda an. Insgesamt 23 Jahre war es auch der Einsatzort für Schwester Quirina und über die Jahre kamen weitere Clemensschwestern zeitweise dazu. Noch heute arbeitet Schwester Milgitha mit den ruandischen Mitarbeitern vor Ort. Primäre Aufgabe ist die medizinische Grundversorgung. Zu den täglichen Arbeiten gehören die Untersuchungen und die medizinische Betreuung der Menschen aus der Region oder auch die erforderlichen Impfungen zur Bekämpfung von Seuchen. Darüber hinaus werden durch das “Centre de Santé” unterschiedliche Gemeinschaftsprojekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen und der beruflichen Qualifikation von Kindern und Jugendlichen unterstützt. So konnte z. B. durch die Erschließung von Quellen die Wasserversorgung verbessert werden.

Da für die Menschen in der Region das “Centre de Santé” die einzige Anlaufstelle zur medizinischen Grundversorgung ist, nehmen sie vielfach sehr lange Wege in Kauf. In einer eigenen Krankenstation können auch stationäre Behandlungen erfolgen.

Neben der gesundheitlichen Betreuung der Menschen aus der Region betreibt das “Centre de Santé” auch ein Waisenhaus. Hier leben überwiegend Kinder, die in Gefängnissen geboren wurden. Spätestens mit dem Erreichen des Jugendalters erfolgt die Vermittlung der Kinder in Familien oder Jugendeinrichtungen.

Eine tief greifende und flächendeckend eingeführte Gesundheitsreform soll die medizinische Grundversorgung der Menschen in Ruanda verbessern. Entwickelt und eingeführt wurde sie mit deutscher Unterstützung. Die Gesundheitszentren müssen sich auf wesentlich erweiterte Aufgaben vorbereiten und diese zur Anwendung bringen. Das gilt auch für das “Centre de Santé” in Kaduha. Mit ihren 74 Jahren hat Schwester Milgitha eine Altersgrenze erreicht, die  es erforderlich macht, ihre Arbeit in jüngere Hände zu legen. Es fällt ihr verständlicherweise nach all den Jahren ihres unermüdlichen Einsatzes für die Menschen in Ruanda nicht leicht, von Kaduha Abschied nehmen zu müssen.

Die “Congregation of Teresian Carmelites” entsendet nun Schwestern, die für diese Anforderungen bestens qualifiziert sind und über hinreichende Erfahrungen in der Leitung von Gesundheitszentren verfügen. Damit ist das Ziel, die Weiterführung des “Centre de Santé” zu sichern, optimal erreicht.

Die Clemensschwestern werden das Gesundheitszentrum selbstverständlich auch weiter unterstützen, denn die Menschen dort, wie auch die indischen Ordensfrauen, sind auf unsere Hilfe dringend angewiesen. Es geht dabei primär um die vielen Armen; überwiegend Frauen und Kinder. Ihnen soll eine “gesunde” Zukunft ermöglicht werden. Allen, die über so viele Jahre die Clemensschwestern mit ihren Spenden bedacht haben, sei dafür herzlich gedankt. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch weiterhin ihre dringend benötigte Hilfe zuteil werden ließen.

Spendenkonto: Clemensschwestern in Ruanda

Darlehnskasse Münster e. G.

Kto. 3156004

BLZ 40060265

Autor: Prof. Bernhard Tenckhoff, 27.05.2010


Zurück

Volltextsuche