Ordensleben: Orden – Leben ?!

Der Mensch braucht nur wenig, um leben zu können – so singt die Band Silbermond in ihrem Song „Leichtes Gepäck„! Allerdings ist es die Kunst herauszufinden, was man zum Leben braucht. Zum Überleben braucht es sicherlich ein bestimmtes Maß an Nahrung und materiellen Dingen. Im Leben geht es aber um mehr! Im Leben geht es um die Frage nach dem Existentiellen, Wesentlichen, Bleibenden: Was braucht der Mensch wirklich zum Leben? Was bleibt?

Mit Theresa von Avila sind wir der Überzeugung: Eine innige Beziehung und Verbindung mit Gott und seinem Sohn Jesus Christus, denn: Nur Gott bleibt, nur Gott ist ewig!

Also machen wir uns mit Frauen auf den Weg,

  • die nach einer (tieferen) Verbindung und Beziehung zum bleibenden Gott verlangen,
  • die IHN durch ihre Arbeit in die Welt hineintragen möchten
  • und dies eventuell in-Gemeinschaft-lebend mit anderen Frauen tun wollen!

Sind Sie interessiert, dann lassen Sie sich doch mitnehmen auf unseren Weg ins Ordensleben!?


Eintreten und dann?

Worauf lassen Sie sich ein, wenn Sie bei uns eintreten?

Zuerst auf einen intensiven Weg in das Gemeinschafts-, Gebets- und persönliche Glaubensleben. Eine Zeit, in der Sie die Vorstellung des eigenen Lebensentwurfes mit dem Leben und der Realität in unserer Gemeinschaft prüfen können. Es ist eine Ausbildungszeit, in der Sie innerhalb der Gemeinschaft und gemeinschaftsübergreifend in die unterschiedlichen Aspekte des Ordenslebens eingeführt werden.

Diese Zeit kennt drei Phasen:

Das Postulat

Beim Eintritt fängt das etwa einjährige Postulat an, in dem Sie probeweise in der Gemeinschaft mitleben und von der Formationsleiterin begleitet werden. Für diese Phase gibt es abhängig von Ihrer Lebenssituation individuelle Konzepte des Mitlebens. Manchmal ist es sogar möglich, während dieser Zeit im Beruf und in der eigenen Wohnung zu bleiben.

Da wir uns alle als Schwestern Christi verstehen, werden Sie mit dem Eintritt „Schwester“ genannt und bekommen das „Du“ unserer Gemeinschaft angeboten.

Sowohl Sie als auch die Gemeinschaft können in dieser Zeit das Mitleben ohne Weiteres beenden.

Das Noviziat

Nach der „Kennenlernphase“ im Postulat kann die Aufnahme ins Noviziat erfolgen. Dies ist die entscheidende Zeit der Berufungsklärung für die Novizin und der Prüfung ihrer Eignung durch die Gemeinschaft. Das Noviziat dient der engeren Einführung in die Gemeinschaft und der Einübung in das Ordensleben. Hier sollten Gebet, Arbeit/Aufgabe und Gemeinschaftsleben ihren je eigenen Platz finden. Als Novizin werden Sie intensiv begleitet, auf die Stimme Gottes zu hören, um so Ihr Lebenskonzept, „Ihre ganz persönliche Berufung“ entdecken zu können.

Die Zeit des Noviziates wird hauptsächlich in der Gemeinschaft verbracht und dauert etwa zwei Jahre. In der Regel ist die Novizin während dieser Zeit nicht berufstätig. So ist sie frei, sich in die neue Lebenssituation einleben zu können.

Bei der Aufnahme ins Noviziat besteht die Möglichkeit, sich für das Tragen des Ordenskleides zu entscheiden. Wer sich für die zivile Kleidung entscheidet, bekommt das silberne Kreuzchen der Gemeinschaft.

Nach der Noviziatszeit kann die erste Bindung an die Gemeinschaft erfolgen. Es wird die erste oder zeitliche Profess abgelegt. Hierbei geloben wir, in Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen und nach den Weisungen der Gemeinschaft zu leben.

Das Juniorat

Die zeitliche Profess legen Sie in der Regel zunächst für ein Jahr, dann für weitere zwei Jahre und schließlich für weitere drei Jahre ab. Diese insgesamt etwa sechs Jahre werden Juniorat genannt. Das Juniorat dient der Weiterführung und Vertiefung der im Noviziat begonnenen Lebensweise. Es ist zugleich eine Zeit der beruflichen Aus- und Weiterbildung (aus unseren Weisungen, Nr. 129). Wenn keine Aus- oder Weiterbildung ansteht, gehen Sie in dieser Zeit einem Beruf in einer „Non-Profit-Organisation“ nach.

Nach den Jahren der zeitlichen Bindung steht die Entscheidung für oder gegen die ewige Profess an. Die ewige Profess bedeutet grundsätzlich eine lebenslange Bindung an die Gemeinschaft.

Sr. Angelique

„Meiner ewigen Profess ging eine intensive, anstrengende Zeit der Entscheidungsfindung voraus. Irgendwann war mir klar: JA! In und mit dieser Gemeinschaft möchte ich Christus nachfolgen! Dieses wunderbare Erfüllt-Sein mit dem inneren JA wollte ich am Tag meiner ewigen Profess mit meinen Mitschwestern im Gebet vor der Feier teilen. Dafür haben wir das Lied »Today I choose to follow you« in der Fassung von Kathryn Scott schön laut gespielt.“

Wer mal hineinspüren möchte…

Die Evangelischen Räte

Ordensleben bedeutet an erster Stelle, sich auf ein Leben mit Christus einlassen zu wollen! Christus nachzufolgen hat etwas Radikales: Er will uns ganz! „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“, heißt es in Mt. 6,24 und Lk. 16,13.

Wir müssen uns aber von viel äußerem und innerem Ballast befreien, damit er uns nicht daran hindert, uns von Gott finden zu lassen. Jesus gibt den Jüngern und Jüngerinnen Hinweise, wie sie Ihm nachfolgen und sich ganz auf Gott ausrichten können. Seitdem suchen Christen nach Lebensweisen und Strukturen, die ihnen helfen, Gott in ihrem Innern Raum zu geben / sich ganz nach Ihm auszurichten.

Für die innere Ausrichtung haben sich im Laufe der Geschichte drei evangelische Räte herauskristallisiert:

  • Armut
  • Gehorsam
  • Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen

Sinnvoll gelebt, wirken sie befreiend! Erst frei von inneren und äußeren Zwängen können wir unsere leidenschaftliche Liebe zu Ihm allumfassend leben.

  • Armut leben heißt, das Vertrauen zu haben, aus der Fülle Gottes leben zu dürfen. Wir Menschen neigen dazu, uns an Dinge, Vorstellungen und Erfahrungen zu klammern, die uns ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Dabei handelt es sich eher um eine Scheinsicherheit und ein scheinbares Glücklich-Sein, die dazu führen können, dass die Dinge oder Gefühle Besitz von uns ergreifen und uns beherrschen.

    Armut leben bedeutet, das „Haben-Müssen“ loslassen zu lernen, arm zu werden vor Gott, um empfangen und sich beschenken lassen zu können. Wer nicht mehr haben muss, kann teilen und solidarisch mit anderen leben, ohne die Angst zu haben, zu kurz zu kommen.

    Wer Armut als Lebensregel und innere Haltung ansieht, strebt danach, Jesus in seiner Menschwerdung nachzufolgen: Wir sind Menschen, nicht Gott. Wer die Größe Gottes anerkennt, ist mit allem, was ihn als Mensch ausmacht, in Gott geborgen. Als Menschen haben wir Grenzen und sind von Natur aus unvollkommen. Wir müssen nicht mehr können, als wir können. Jede(r) hat Gaben und Begabungen: Keine(r) hat alle, keine(r) hat nichts. Die größten Gaben sind der Glaube, die Hoffnung und die Liebe.

  • Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen“ bedeutet, dass wir darauf verzichten, uns an einen einzelnen Menschen zu binden, um Gott und den Menschen ganz zur Verfügung stehen zu können. In unseren Weisungen heißt es:

    „Im Vertrauen auf das Wort des Herrn leben wir ehelos, um in vorbehaltloser Bindung an Christus allen in Liebe zu dienen. Die Lebensgemeinschaft mit Christus macht uns frei, auf hohe irdische Werte wie eheliche Gemeinschaft, Mutterschaft und Familie zu verzichten“ (Nr. 41).

    Es fließen an dieser Stelle auch der Aspekt der Keuschheit und Jungfräulichkeit ein. „Wer jungfräulich ist, ist voller Sehnsucht nach dem prallen Leben“. Es bedeutet, ein reines Herz zu haben und Gott allen Raum einzuräumen.
    Wer Keuschheit gelobt, verspricht im engeren Sinne, sexuell enthaltsam zu leben, um sich Gott mit ungeteiltem Herzen hingeben zu können.

    Jeder Mensch will Frucht tragen im Leben. Wir gehen davon aus, dass auch wir Frucht tragen und zwar dort, wo wir den Menschen Gott näherbringen.

  • Der Gehorsam ist weder ein blinder noch ein aufgezwungener Gehorsam gegenüber zweifelhaften Autoritäten. Der Gehorsam meint die Bereitschaft, sich ganz auf Gott und seine Führung einzulassen.

    Jesus Christus ist gekommen, nicht, um seinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der ihn gesandt hat. Am Kreuz liefert sich Jesus der Liebe des Vaters bis ins Letzte aus.

    „Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.“ (Joh. 13,1).
    Die Vollendung der Welt ist das Ziel dieser Liebe, und Gehorsam heißt für uns: ganz Eingehen auf die Liebe des Vaters. (Weisungen Nr. 34)

    Nachfolge beinhaltet, Gehorsam Gott und seinem Wort gegenüber konsequent zu leben. Ordensleben erwartet, dass wir das Hören auf Gottes Wort für uns einüben. Im Hören auf die eigene innere Stimme und aufeinander versuchen wir, die eigenen Bedürfnisse, die der Gemeinschaft und die der Welt zu erkennen. So übernehmen wir Verantwortung gegenüber uns selbst, gegenseitig und gegenüber der Welt. Es geht dabei um Entschiedenheit im Handeln und um Veränderung hin zu mehr Leben in Gott!


Neugierig?

Wenn Sie interessiert oder neugierig (geworden) sind und gerne mehr Informationen hätten, wenn Sie einfach mal an unserem Klosteralltag teilhaben wollen oder sich fragen, ob Ordensleben vielleicht auch für Sie eine Lebensperspektive sein kann, dann melden Sie sich gerne bei Sr. Gisela Maria:

Sr. Gisela Maria
info(at)clemensschwestern.de
Tel: 0251/2655-5007
Häufig gestellte Fragen zu unserer Lebensweise…


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