Advent und Weihnachten 2021

28. November 2021 Impulse

(Foto: Pfarrer Leichow, Wichmannshausen St. Martin)

Dieses beeindruckende Weihnachtsbild möge uns in diesem Jahr durch die Advent- und Weihnachtszeit begleiten. Es spricht uns in der Haltung Mariens, in ihrer Zuwendung zum Kind und dem bergenden Mantel tiefen Frieden zu.

Es kann uns in unserem Advent aus so vielem Vordergründigen herausholen. Es kann uns zu der Bedeutung der Menschwerdung Jesu Christi vor 2000 Jahren führen.

Dieses Bild ist „umschrieben“ mit: 1942 Licht Leben Liebe Weihnachten im Kessel Festung Stalingrad.

Der evangelische Pastor und Lazarett-Oberarzt Dr. Kurt Reuber (1906-1944) malte diese Kohlezeichnung in dem dramatischen Winter in Stalingrad. Aus Mangel an Papier zeichnete er es auf die Rückseite einer russischen Landkarte und befestigte es an der Front im Unterstand der dort mit ihm eingekesselten deutschen Soldaten.

Beißende Kälte, kaum zu Essen, Ausharren in Bunkern, im Kampf mit sowjetischen Soldaten, die unter der Situation genauso litten wie die deutsche und russische Zivilbevölkerung.

Es ist kaum zu fassen: In solch einer Situation entsteht dieses zarte adventlich/weihnachtliche Madonnenbild. Innig schützend hält Maria ihr Kind: Es ruht in ihrer Hand. Beide sind eingehüllt in einen Mantel. Die Mutter ist ganz bei sich und ist so ganz eins mit dem Kind.

Wohl, um in diese äußerste Notlage Licht, Leben und Liebe zu bringen, schuf Reuber dieses Bild: für seine Kameraden, für seine Frau und Familie, für sich selbst – und für uns heute.

Auch in die Dramen der heutigen Welt und Zeit kann dieses Bild seine heilende und heiligende Botschaft bringen: Gott wird auch heute Mensch in diesem kleinen, angewiesenen Kind, ob in Afghanistan – Syrien – Mali – Belarus – bei Umweltkatastrophen … und weltweit in den Intensivstationen der Corona-Kranken, der Ärzte, der Pflegenden, der Angehörigen. Gott wird Mensch in der ausgelaugten und zerstörten Schöpfung, die sich am Rand eines Kollapses befindet.

Aller Krieg, alle Feindschaft und Borniertheit, alle Egoismen stehen zu dieser Lebens-, Licht und Liebesbotschaft in großem Widerspruch.

Auch uns will die Weihnachtsbotschaft weltweit aufrütteln und erinnern, dass Licht, Leben, Liebe in Jesus Christus zu uns gekommen sind, geboren von einer Frau, klein und zart, verwund-bar und wunder-bar.

Unsere aktuelle Weltsituation schreit danach, dass wir die Weihnachtsbotschaft erfassen und leben!

Als der Offizier, der sein Mitarbeiter gewesen war, befreit wurde, gelang es, dieses und weitere seiner Bilder nach Deutschland zu seiner Familie zu bringen. Das Original dieses Bildes befindet sich in der Gedächtniskirche in Berlin, einem Ort des Gedenkens und Erinnerns. –

Herrn Dr. Reuber gebührt großer Dank!


Zurück

Volltextsuche