Interview mit Generaloberin Schwester Christel Grondmann

30. November 2007 Neuigkeiten

Am Allerheiligentag 2008 feiern die Clemensschwestern ihren 200. Geburtstag. Im Interview erläutert die Generaloberin, Schwester Christel Grondmann, von welchen Gedanken sich die Ordensfrauen leiten lassen und wie sie die Zukunft der Gemeinschaft sieht.


Generaloberin Sr. Christel Grondmann

- ? – Schwester Christel, Sie haben die Jubiläumsfeierlichkeiten unter das Motto gestellt “Barmherzigkeit verändert”. Was wollen Sie damit sagen?

Schwester Christel: Zum einen ist das Leitwort eine Rückbesinnung auf unsere Anfänge, weil wir als “Barmherzige Schwestern” gegründet wurden. Zum anderen machen wir deutlich, dass sich die Gemeinschaft im Lauf der 200 Jahre verändert hat, dass aber bestimmte Dinge geblieben sind: Barmherzigkeit ist etwas, von dem wir alle leben. Wir Christen sehen uns zunächst durch die Barmherzigkeit Gottes beschenkt – sie verändert auch uns. Und wenn wir selbst barmherzig mit anderen sind, wird das unsere Mitmenschen und unsere Welt verändern. Daran möchten wir erinnern und viele ermuntern, selber barmherzig mit sich und anderen zu sein.

- ? – Sie haben den Wandel angesprochen: Das Durchschnittsalter der rund 450 Schwestern beträgt knapp 75 Jahre. Sterben die Clemensschwestern aus?

Schwester Christel: Zum einen gehört der Tod zum Leben und ist damit etwas ganz Natürliches. Zum anderen muss ich gestehen, dass ich selber nicht weiß, wie die Zukunft angesichts des Altersdurchschnitts und der kleiner werdenden Zahlen genau aussieht. Ich verweise aber auf unsere Anfänge: Schon bald nach der Gründung waren von den zu Beginn fünf nur noch zwei Schwestern übrig – und trotzdem gaben sie und unser Gründer nicht auf. Barmherzigkeit verändert: Warum sollte die göttliche Barmherzigkeit nicht Ähnliches mit uns vorhaben und diese vermeintlich ausweglose Situation verändern?

? Und wenn nicht? Was wird aus den vielen Einrichtungen, die von den Clemensschwestern gegründet worden sind?

Schwester Christel: Die Ideen der Gründer unserer Gemeinschaft sollen weiterleben, selbst wenn es keine Clemensschwester mehr geben sollte. Das ist uns wichtig. Darum haben wir etwa die Misericordia GmbH gegründet; sie ist Trägerin zahlreicher Krankenhäuser. Dem gleichen Zweck dient die Maria-Alberti-Stiftung. Wir wissen außerdem, dass sich viele unserer rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Häusern den Ideen unserer Gemeinschaft verpflichtet sehen.

- ? – Vor allem die Krankenpflege war das Haupttätigkeitsfeld der Schwestern über fast zwei Jahrhunderte. In den vergangenen Jahren hat sich dies gewandelt. Warum?

Schwester Christel: Das, was wir über Jahrzehnte getan haben, war gut und richtig. Das ist es auch heute noch. Aber Krankenpflege kann eine Krankenschwester, die nicht Ordensfrau ist, genauso gut tun. Wir sind heute – so weit wir können – in weiteren Feldern tätig: in der Hospizarbeit, in der Seelsorge, in der Obdachlosenarbeit und überall dort, wo Menschen in Not sind und sie Hilfe brauchen. Unser Anliegen dabei ist: Wir möchten die Barmherzigkeit Gottes mit den Menschen sichtbar machen.

Interview: Norbert Göckener, 30.11.2007


Zurück

Volltextsuche