Besinnungstag mit Frau Dr. Kunz

11. April 2011 Neuigkeiten

Am 9.April fand ein Besinnungstag im Mutterhaus statt mit der Theologin Frau Dr. Claudia Kunz.


Höllenfahrt Christi

Am Vormittag war der Satz aus der Karfreitagsliturgie der Grundgedanke: “Durch seine Wunden sind wir geheilt!”. Das tiefe Verständnis dieser Aussage hängt mit der Gottesvorstellung der jeweiligen Zeit zusammen.

Der moderne Mensch stellt sich die Frage: Gibt es einen Gott – und wenn, wo ist er? Er stellt sich die Frage: Hat mein Leben einen Sinn – bin ich angenommen – bin ich für jemanden wichtig?

Der Mensch braucht die Zusage: Du bist geliebt, so wie du bist. Wenn diese Zusage ausbleibt, ist Angst die Grundsorge des Menschen: Angst, verlassen zu werden, die Arbeit zu verlieren, die Gesundheit; die Angst, verlacht zu werden, Angst vor Leere, Angst in vielen Facetten.

Kann ich mir die Frage stellen: Woran leide ich – was fehlt mir – was ist meine Wunde? Kann die Gemeinschaft sich diese Frage stellen, die Kirche? Jesus kann mich– wie in den biblischen Beispielen nur heilen-  wenn ich ihm meine Wunden zeige. Dann kann er sie ansehen, sie berühren – wie bei dem Aussätzigen oder dem Blinden.

Jesus legt den Finger in meine Wunde – wie bei der Frau am Jakobsbrunnen. Er durchbricht Tabus, er lässt sich von seinem Heilswillen nicht abbringen – bis hin zu seiner Verurteilung und zum Kreuzestod. Er flieht nicht, er entzieht sich nicht. Bonhoeffers  Satz: “Nur ein leidender Gott kann helfen”, bringt das Thema auf den Punkt.

Am Nachmittag betrachteten wir die Ikone: “Die Höllenfahrt Christi” und damit den Satz aus dem Credo: “Hinabgestiegen in das Reich des Todes”  Wir sehen die geborstenen Tore der Unterwelt – und Christus, der wie ein aus dem Kokon befreiter Schmetterling, voll Schwung hinab steigt ins Dunkel. Er zieht den Adam, den Menschen,  heraus aus der Unterwelt, aus dem Reich des Todes. Er befreit mich aus meinen eigenen Dunkelheiten zum Leben.

Es gibt keinen Ort, wohin Gott nicht geht, um zu befreien. Die Geste des Karsamstags ist die der Eva, die hinter Christus kniet, mit verhüllten, erhobenen Händen.

Ostern feiern wir, dass die Menschen für das Leben geschaffen sind – und dass Gott alles daran setzt, damit wir leben. Er ist die Kraft unseres Lebens!

11.04.2011


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