Die Kraft wächst auf dem Weg - 75 Jahre St. Walburga-Krankenhaus Meschede

12. September 2011 Neuigkeiten

Am 9. September 2011 feierte das St. Walburga-Krankenhaus sein 75 Jähriges Jubiläum. Es ist ein Krankenhaus der Misericordia-GmbH Krankenhaus-Trägergesellschaft. Die Feier stand unter dem Motto: "Die Kraft wächst mit dem Weg."


75 Jahre St. Walburga-Krankenhaus Meschede

1854 kamen die ersten zwei Clemensschwestern nach Meschede um dort Kranke zu pflegen. Ihnen folgten in den weiteren 157 Jahren Hunderte Clemensschwestern. Unter ihrer Führung wurde 1934 der Grundstein für dieses Krankenhaus gelegt.

Ein Festgottesdienst mit Weihbischof Manfred Grothe aus Paderborn und den Konzelebranten Abt Dominikus Meier und Pater Johannes Sauerwald aus der Benediktiner-Abtei Königsmünster in Meschede eröffnete den Festtag. Nicht zufällig war es auch der Gedenktag von Schw. M. Euthymia.

Nach der Begrüßung durch die Geschäftsführerin Frau Anja Rapos richtete unsere Generaloberin Schw. Charlotte Schulze Bertelsbeck ihr Grußwort an die Festgemeinschaft.

Einige Gedanken daraus:

Bei meinem Kennenlernen vor ungefähr 40 Jahren ( Noviziatspraktikum und dann in der Arbeit als Sozialarbeiterin) waren 60 und mehr Schwestern im St. Walburga-Krankenhaus tätig. * Heute leben 7 Schwestern hier im Konvent des Krankenhauses, 26 Schwestern wohnen im Euthymia-Altenheim nebenan und 2 Schwestern sind tätig im Caritas-Altenheim St. Elisabeth.

Wir fragen uns: Wie kann der Auftrag der Barmherzigkeit heute weiter lebendig bleiben?

Das Evangelium erzählt uns in vielen Bildern, wie Jesus mit Kranken umgeht. Er stellt sie in die Mitte. Sie werden zum Mittelpunkt. Als ganzer Mensch. Nicht nur mit einem Symptom behaftet. Sodann fragt er sie: “Was willst du, das ich dir tun soll?”  Diese Frage lässt die Kranken zu sich selbst stehen. Sie müssen Stellung beziehen – und sie kommen an ihre eigene Kraft, ihre Fähigkeiten, ihr eigenes Bedürfnis. Erst dann werden sie geheilt. Oft durch Jesu Berührung. Berührungen – in Gesten, Worten, Blicken , von Herz zu Herz…

Geschieht so Heilung heute? –

In den vergangenen Jahren und auch heute waren und sind die medizinischen-  und wirtschaftlichen Aspekte zum Erhalt der Krankenhäuser vordergründig.

Es gibt Anzeichen, zu glauben, dass sich das in einigen Jahren ändern wird. Demnächst werden spirituelle Aspekte mehr im Vordergrund stehen. Jedenfalls gibt es in den USA Forschungen, die Spiritualität als wesentlichen Aspekt von Heilung wissenschaftlich belegen.

Ich zitiere aus dem Buch: “Wendepunkt Burnout”  von Fritz Helmut Hemmerich S.95

“Ärzte sind geübt darin, eine gründliche Anamnese (Geschichte der Symptome) der physischen Entwicklung eines Krankheitszustandes zu erheben und eine zumindest grobe Einschätzung seiner mentalen Disposition vorzunehmen. Auch die emotionale Seite des Menschen wird zunehmend mehr berücksichtigt. Seit zwei bis drei Jahrzehnten wird es auch immer selbstverständlicher, die Anamnese der sexuellen Entwicklung eines Patienten mit einzubeziehen. Jetzt mehren sich die Stimmen, die behaupten, in weiteren 20 Jahren werde es in der Medizin genauso selbstverständlich sein, mit der Anamnese auch die spirituelle Vorgeschichte des Menschen zu erheben und entsprechend diagnostisch zu berücksichtigen.”

Dies ist meine Vision: Wie im Evangelium steht der Kranke als ganzer Mensch im Mittelpunkt. Der spirituelle Aspekt rückt in den Vordergrund. Es wird angesetzt an den Ressourcen des Kranken, seiner Kraft und nicht am Mangel. Das bedeutet in keiner Weise, Menschen anderer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung auszugrenzen.

Schwester M. Euthymia zeichnete sich gerade dadurch aus, dass sie alle Kriegsgefangenen, alle Kranken als Brüder und Schwestern annahm, sich ihnen mütterlich zuwandte und ihnen beistand. Das vermochte sie durch ihre tiefe Verankerung in Gott

Mein Wunsch für dieses Haus ist, dass es  weiterhin im Geist der Barmherzigkeit geführt wird. Dass alle hier Tätigen aus-  und in diesem Geist leben und wirken.

Dabei bin ich mir der gewaltigen Spannung bewusst zwischen wirtschaftlichen und materiellen Bedingungen sowie gelebter Spiritualität.  Es betrifft nicht nur unsere Häuser, dass zu wenig Mitarbeitende vor zu vielen Aufgaben stehen. Es ist ein großes politisches Feld, dass  in allen sozialen Bereichen zu wenig in den  Personalbereich investiert wird. Das verhindert die Basis für spirituelle Räume.

Räume, in denen der Mensch als Ganzes gesehen wird. Wo der Einzelne im Geist Jesu im  Mittelpunkt steht. Wo der Mensch, gerade in seinem Kranksein, bei seiner Gesundheit, seiner Kraft und seinen Fähigkeiten angesprochen wird.

Liebe Festgemeinschaft,

Wo liegt die Zukunft unseres St. Walburga-Krankenhauses, unserer Häuser?

Wie wird die Entwicklung weitergehen? Was brauchen unsere Krankenhäuser? Auch das sind wesentlich politische Fragen.

Wir als Ordensgemeinschaft – können Visionen entwickeln. 

(soweit Schw. Charlotte)

Der Landrat des Hochsauerlandkreises Herr Dr. Karl Schneider sprach aus politischer  Sicht und Verantwortung. Herr Hückelheim als langjähriger Mitarbeiter und Vorsitzender der MAV gab einen anschaulichen Rückblick auf die 75 Jahre beständigen Wandels, Bauens, Erweiterns, Verbesserns.

Herr Dr. Peter Liese, Mitglied des europäischen Parlamentes, ein gebürtiger Mescheder, hat im St. Walburga-Krankenhaus als Student erste Erfahrungen für seinen späteren Beruf  machen können.

Sein Festvortrag stand unter der Überschrift:

“Gesundheit und Europa – wichtiger als man denkt”

Er brachte einen kurzen Überblick  über einige seiner aktuellen Arbeitsschwerpunkte als einer von zwei Medizinern (auch dort Ärztemangel) bei den deutschen Abgeordneten im Parlament in Brüssel:

Verlagerung der Kompetenz im Umgang mit Medikamenten von der   Industriekommission  zur Gesundheitskommission,

Fälschung von Arzneimitteln,

sichere Arzneimittel für Kinder,

Verbesserung des Beipackzettels 

grenzüberschreitende  Gesundheitsvorsorge vor allem bei Menschen mit seltenen

 Erkrankungen

PID

Organspende – gemeinsame europäische Richtlinie

Medizinische Forschung

Arbeitszeitrichtlinien

“Es ist unsere Verpflichtung, auch Menschen mit Behinderung anzunehmen, sie selbst  und ihre Familien zu stärken und zu unterstützen. 

Gemäß dem Motto von St. Walburga:

“Qualität und  Kompetenz im Zeichen der Barmherzigkeit”.

Bei dieser Aufgabe und bei der gesamten Arbeit wünsche ich dem St. Walburga-Krankenhaus in Meschede und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel Erfolg – auch für die nächsten 75 Jahre”


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