Das Bildnis der schmerzhaften Mutter Maria vom Künstler Achtermann

15. September 2015 Impulse

In der nun folgenden Meditation schauen wir die Pieta des Münsteraner Bildhauers Wilhelm Achtermann an.


Die Schutzpatronin unserer Gemeinschaft ist die “allerseligste Jungfrau und schmerzhafte Mutter Maria”. Von ihr gibt es im Mutterhaus unterschiedliche Darstellungen. In der nun folgenden Meditation schauen wir die Pieta des Münsteraner Bildhauers Wilhelm Achtermann an. Sie unterscheidet sich von anderen Vesperbildern, die wir kennen.

Welche bedeutenden Unterschiede sehen unsere Augen? Maria kniet hinter ihrem toten Sohn; sie sitzt nicht. Maria schaut Jesus an. Sie beugt sich über ihren Sohn. Mit ihren starken Mutterhänden hält sie die erschlafften Hände Jesu. Jesus schaut uns an.

W. Achtermanns Maria bettet ihren verstorbenen Sohn behutsam auf den Boden. Sie behält ihn nicht auf ihrem Schoß. Maria legt Jesus auf den Mutterschoß der Erde. Sein Antlitz sieht friedlich aus. Die Dornenkrone liegt neben ihm. Im Credo beten wir:”…gekreuzigt, gestorben und begraben; hinabgestiegen in das Reich des Todes…”

Maria erfüllt ihr Ja. Die schmerzhafte Mutter gibt ihren Sohn zurück in den Schoß seines himmlischen Vaters, aus dem sie ihn als allerseligste Jungfrau empfing. Denn Jesus Christus ist “eines Wesens mit dem Vater”, “wahrer Gott und wahrer Mensch”, der “Fleisch annahm, aus Maria der Jungfrau”, (Credo)

Dieses Geheimnis lässt die Achtermann-Maria das Knie beugen und ihr Fiat erneuern. Simeon verheißt Maria: “Ein Schwert wird Deine Seele durchdringen…“Lk 2,12 f.

Ihr Ja begann zuhause in Nazareth, es führte sie ins unbehauste Bethlehem und als Flüchtling ins fremde Ägypten. Den zwölfjährigen Jesus suchte Maria schmerzvoll in Jerusalem. Bei der Hochzeit zu Kana weist er sie scheinbar brüsk zurück. Später, wiederum in Nazareth überbringt man ihr einfach so Jesu Wort: “wer ist meine Mutter…?” Auf der nach ihr benannten “Via Dolorosa” in Jerusalem begleitet Maria den kreuztragenden Heiland bis zur Schädelhöhe außerhalb der Stadtmauer.

Unter dem Kreuz Jesu stehend hört sie die letzten sieben Worte Jesu; eines davon richtet Jesus an seine Mutter. Joh. 19,25-27. Vor seinem Tod gab Jesus Maria den Jünger Johannes als Sohn, als seinen Stellvertreter, als Adoptivsohn. Dieser hört Jesus sprechen: “Siehe, deine Mutter.” Und von dieser Stunde an nahm Johannes Maria zu sich, heißt es.

Wir glauben daran, dass wir – wie Johannes – der Mutter Jesu anvertraut sind.

Darum beten wir:

“Allerseligste und schmerzhafte Mutter Maria, unsere heilige Patronin, bitte für uns Clemensschwestern und für alle unsere Mitmenschen. Amen”


Zur Person Wilhelm Achtermann

Er wurde 1799 in Münster geboren, arbeitete zunächst in der Landwirtschaft, danach in der Tischlerwerkstatt seines Vaters.

Der Oberpräsident der Provinz Westfalen entdeckte sein Talent; Freiherr von Vincke empfahl ihn und finanzierte ihm eine Akademieausbildung in Berlin. 1829 lief der arme Achtermann zu Fuß dorthin, 1835 erhielt er das akademische Künstlerpatent und ging 1839 nach Rom. Seine Pieta aus Carapramarmor wurde 1858 im Dom in Münster aufgestellt und im zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Modell des Originals befindet sich in der Dom-Krypta neben dem Westchor.

Unsere Holzskulptur ist eine Nachbildung. W. Achtermann starb 1884 in Rom und wurde dort auf dem Campo Sante Teutonico begraben.

Schwester M. Coelesta


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