Die Darstellung Jesu im Tempel

1. Februar 2020 Impulse

Das Fest der Darstellung Jesu im Tempel feiern wir 40 Tage nach Weihnachten.


Lukas gibt uns mit dem heutigen Evangelium einen tiefen Blick in den Glauben und die Bräuche des Volkes Israel. Lk. 2, 21-40

„40 Jahre“ dauert die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste.
„40 Tage und 40 Nächte“ bleibt Mose während dieser Wüstenwanderung auf dem Berg Sinai, wo ihm von Jahwe die Gesetzestafeln für das Volk übergeben werden.
„40 Tage und 40 Nächte“ ist der Prophet Elia unterwegszum Gottesberg Horeb,gestärkt von göttlicher Speise. Dort begegnet ihm Jahwe.
Das heißt: „Das Geheimnis der 40 Tage und Nächte“ ist tief verankert im Glauben Israels als ein Zusammensein von Gott und Menschen. Gott macht sich erfahrbar.

Es ist eine uralte Weisheit und auch Israel wusste: Ein Mensch braucht Zeit, um sich neu zu orientieren, er braucht eine Zeit der Reinigung, der Heilung, der Neu-Ausrichtung, der Vertiefung auf dem Weg zu Gott, auf dem Weg mit Gott, auf dem Weg der Klärung der Beziehungen auch untereinander, auf dem Weg der Klärung mit sich selber. Diese Zeit hatten auch Maria und Josef nach dem Wunder der Geburt ihres Sohnes.

Wir Christen knüpfen mit den geprägten Zeiten im Kirchenjahr daran an. 40 Tage ist die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern, 40 Tage von Ostern bis zum Fest der Himmelfahrt, und eben die Zeit von Weihnachten bis zum heutigen Fest.

Maria und Josef bringen ihren Sohn 40 Tage nach der Geburt zum Berg Zion, zum Tempel des Herrn. Sie weihen Gott als gläubige Juden ihren Erstgeborenen. Sie bringen ihren ihn dorthin, wo er zu Hause ist. Sie werden unterwegs Gebete ihres Volkes gesprochen haben – wie den Psalm 87:„Mit Recht darf man von Zion sagen: ‚Alle sind dort geboren‘. Der Höchste selbst hat diese Stadt gegründet. Es singt und jauchzt, wer in dir wohnen darf:
‚In dir sind alle meine Quellen‘ “!

Im Tempel werden sie von Hanna und Simeon erwartet. Ihr Leben lang haben die beiden Hochbetagten auf diese Begegnung hin gelebt.

Sie tragen die Geschichte ihres Volkes in sich. In ihnen wartet das Volk Israel auf den Messias. Simeon nimmt das Kind auf seine Arme und stimmt einen großen, wunderbaren Lobgesang an, ein Gebet am Ende eines (Lebens)Weges – auch des Volkes Israel nach 2000 Jahren.
Jedes Abendgebet der Kirche, die Komplet, endet mit diesem Hymnus.

„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Lk 2, 29-32.

Diese Begegnung im Tempel dürfen wir am heutigen Fest als unsere Geschichte mit Gott feiern. Dieses Kind, Jesus von Nazareth, ist unser Licht und unser Heil. Gott ist in diesem Kind in unserer Welt sichtbar geworden.Es wird hineingeboren in das, ‚was seines Vaters ist‘ .
Wir werden an diesem Tag alle Kerzen segnen, deren Licht sich im kommenden Jahr in den Gottesdiensten mit dem Licht, das Gott selber ist,verbinden.

Betroffen hört Maria die Weissagung des Simeon zunächst über ihren Sohn: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden.“ Zu Maria sagt er: „Ein Schwert wird deine Seele durchdringen“. Die Hand Simeons weist auf das Herz Mariens, sein Blick schaut in die Ferne, die Haltung Mariens geht nach innen. An anderer Stelle wird von ihr gesagt: „Sie bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen.“Lk 2,51 Das wird sie auch hier tun.Das große Schweigen Marias in dieser Szene ist die überwältigte Antwort auf die Herausforderung Gottes an sie! Das Kind auf Simeons Armen hält bekreuzigend die Arme vor seiner Brust. Hanna stimmt eine Preisung Gottes an und „sprach zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“

Lukas erzählt uns auch, dass die Eltern eine Ab-Gabe zum Tempel mitbringen. Auf dem Bild trägt Josef ein Körbchen mit weißen Tauben: die Gabe der Armen. Es wirkt wie eine Nebensache, gehört aber tief in die jüdische Tradition. Lukas betont: „Damit sich die Schrift erfüllte“ … Nach der Erfüllung dieses Dienstes kehren Eltern und Kind nach Nazareth zurück – und wir hören erst wieder von ihnen als der Sohn zwölf Jahre alt ist.

Dieses Bild von 1908 befindet sich im Schnitzaltar des Künstlers Langenberg im Euthymia-Zentrum an der Loerstraße in Münster.

Sr. Elisabethis


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