Der berührbare Christus

13. September 2025 Impulse

Das Fest Kreuzerhöhung (14.09.) und das Fest der Schmerzen Mariens (15.09.) , unser Patronatsfest

Beide Feste gehen ineinander über. Sie berühren einander, werden zu einem gemeinsamen Gedenken.

Der Corona-Christus in der Ludgerus-Kapelle der Überwasser-Kirche Münster - „Berühren erwünscht” –
“Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!” ( Mt. 11,28)

Diese Kunstinstallation des Künstlers Ernst Franz aus Unterammergau wurde während der Corona-Pandemie in der Ludgerus-Kapelle der Überwasserkirche ausgestellt. Sie lässt erfahren, dass der Gekreuzigte in der Corona-Pandemie und in allen schweren „Lebens-Lagen“ mit den Leidenden solidarisch ist.

Der Künstler hatte während des ersten Lockdowns die Inspiration, einen Gekreuzigten aus einem weichen Lindenholz zu schnitzen. In die Dornenkrone fügte er Zeitungsartikel über die Corona-Pandemie ein. Er fertigte das Kunstwerk an für die Menschen, die von Sorge und Angst, Depression und Glaubenszweifel und vielem anderen umgetrieben werden. Er lud alle Betrachtenden ein, dieses Werk zu berühren, und er bat darum, sich vor- und nachher die Hände am Desinfektionsspender zu desinfizieren (so die angefügte Erläuterung).

Ich habe dieses Kruzifix nicht nur berührt – ich wurde selber sehr berührt;
berührt von der Idee, von der Präsenz, von der Wärme des Holzes, von der Position, dem liegenden, krummen Kreuzesstamm mit dem Korpus, von großer Nähe und Berührbarkeit. Trost zu spenden ist einfach eine ganz andere Größe und Nähe und etwas ganz anderes als ein Desinfektions-Spender, der in dieser Pandemie zur unser aller Sicherheit dazu gehörte.

Wir feiern heute das Fest der „Kreuz-Erhöhung“, das Fest aller, die „am Boden liegen“, und so auch das Fest der Schmerzen Mariens. Es wurde in dem Kunstwerk die von der Pandemie betroffene Welt berührt – von Christus selber, hier, direkt neben mir, ergreifend und greifbar, für die zunehmend erkrankte Welt damals und sicher auch heute. Das mit Dornen und Zeitungsnachrichten gekrönte Haupt des Erlösers bietet sich mir fast zur Umarmung an.

Die angenagelte und dennoch segnende Hand, streckte sich mir entgegen. „Kommt alle zu mir …!“ – Gemeinsam getragenes Leid erleichtert!
Heute, Jahre später, ist diese Pandemie überwunden, doch Wunden bleiben bei Vielen. Und neue, andere, kommen hinzu, immer mehr! Beim Betrachten begegnet mir ein Christus, ganz nah, fast so nah wie der vom Kreuz Abgenommene auf dem Schoß Mariens.

Jesus und Maria, sie haben die Welt überwunden, doch auch ihre Wunden bleiben. Sie sind nicht nur verklärt im Himmel, sondern solidarisch mitten unter uns in unserer zermarterten, problembeladenen und dennoch vom Gekreuzigten erlösten Welt.


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