Der Engel an meiner Zimmertür
3. Dezember 2023 Impulse
Schon beim Herausgehen am Morgen begleitet er mich, auch wenn ich ihn oft nicht im Blick habe. Jetzt, da ich mir Gedanken über ihn mache, wird mir staunend und freudig bewusst, dass ich immer begleitet bin, dass mein Engel, was immer ich tue oder lasse, bei mir ist.
Dieser Engel wurde geschnitzt aus Mooreiche, einem uralten Eichenstamm. Im Holz wurde vom Künstler während seines Schaffens das Eigene entdeckt, freigelegt und in Form gebracht. Alte und junge Schichten gaben dem Engel seine Form. Welche Kunst: Ein vorhandenes Angebot ent-decken und ihm Form und Gestalt geben!
Ich führe diesen Gedanken weiter auf mein, auf aller Leben. Jeder Mensch ent-stammt einem „Stamm“, Ur-altes und frisch Neues wächst in jedem von uns auf. Im Prozess des Wachsens und Reifens, durch Begleitung und Erfahrung, werde ich zu der, die ich heute bin.
Die Wochen des Advents und um Weihnachten sind in Kirche und Welt voller Symbole (altgriechisch): „Erkennungszeichen“, „Hinweise“. So auch die Engel in der Bibel und im Leben der Kirche. Sie weisen hin auf Gott selber, sie begleiten, behüten, helfen und ordnen. Sie schaffen Atmosphäre im Glaubensraum.
Meine Gedanken gehen zu Maria und Josef auf ihrem Weg von Nazareth nach Bethlehem. Maria ist hochschwanger und Josef tut alles, sie zu beschützen und zu schonen. In der frommen Kunst sind oft Engel zu sehen, die das Paar begleiten.
Vielleicht klingt in uns auch der von Mendelsohn Bartholdy vertonte Psalmvers an:
„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.” Psalm 91,11
Auf dem Hirtenfeld in Bethlehem, an Weihnachten, haben die Engel ihren „großen Auftritt“, verkünden sie doch dort die Geburt des Retters, des Heilandes, des Messias. In unmittelbarer Nähe der Hirten, in einem Stall, als Mensch – wie sie – und wie wir: Dieses Welt-Wunder!
Im folgenden Gedicht wird ein Blick auf die Engel der leuchtenden Jakobs-, Himmels-, Friedensleiter am Turm der Lamberti-Kirche in Münster geworfen, die unser Leben wegweisend anstrahlt.
Ja, Engel
Ja, Engel der Leiter
ihr Engel auch hier
Gott: Engel vieltausendfach ewig bei Dir
Ja, Engel verknüpfen
den Himmel, die Erde
Sie künden und rufen Gottes: „Es werde!“
Ja, Engel auf Erden
sie sind gut zu sehen
sind alt oder jung. Ich kann sie verstehen
Ja, mein Engel singt gerne
er kann auch weinen
Er kann auch Entzweites wieder vereinen
Ja, mein Engel, er spricht
oft auch im Schweigen
mein Engel mag gerne still sich verneigen
Ja, Engel, du kommst
sagst einfach „Hallo“
Bin ich in Trauer, oft machst Du mich froh.
Ja, Engel im Dunkel
Du Engel im Licht
Du Engel, der Wein reicht und Brot mit uns bricht
Ihr Engel im Krieg?
Kaum auszuhalten
sind sie es doch, die Frieden gestalten.
Ihr Engel der Welt
helft uns „Frieden denken“
das Beten muss täglich ihn durch euch lenken
Ja, Engel im Krieg,
zwischen Bomben und Tod
du bist bei den Menschen, stärkst sie in Not
Du Engel, Du Christus
schenk Frieden uns Menschen
sei Bote und Lenker, was immer wir denken.
Ja, Engel auf Erden
mein Engel, er bleibt
Mein Gott und mein Engel: Für ewige Zeit
Sr. Elisabethis Lenfers