Fest der Heiligen Dreifaltigkeit

30. Mai 2021 Impulse

Foto: Berger, Prien, Darstellung der Dreifaltigkeit in Urschalling

„Wir sind von Seiner Art“ (Apg 17,28)

Diese weltberühmte Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie befindet sich in der kleinen St.-Jakobus-Kirche in Urschalling / Oberbayern.

Der Kirchenraum wurde mit einer Vielzahl biblischer Fresken, Verzierungen oder erdfarbener Flächenbemalung gestaltet.

Dass diese großartige Kunst ca. 800 Jahre überdauert hat, liegt mit daran, dass sie 400 Jahre unter Putzschichten verborgen und somit geschützt war. 1941 wurde sie entdeckt und nach und nach freigelegt.

Dargestellt in vertrauter Weise sind

Gott Vater – der Schöpfer der Welt;

Gott Sohn – der Erlöser der Welt;

Die dritte göttliche Person – als Besonderheit – in der Mitte – als Frau dargestellt.

Gott, Heilige Geistin – Leben-spendende und -bewegende Kraft der Welt.

Die Drei sind dem Betrachter zugewandt. Die Augen von Vater und Sohn sind eher miteinander im Kontakt oder schauen versonnen in die Tiefe. Von der Geistin geht der Blick klar und eindeutig auf uns, die Betrachtenden, zu.

Die drei göttlichen Personen sind dargestellt mit nur zwei Armen, die je vom Vater und vom Sohn ausgehen und sind doch der Geistin zugeordnet. So wirkt diese als die Spenderin der Geistesgaben wie Segen, Fülle, Kraft, Liebe …, die von ihnen gemeinsam ausgehen.

Diese Dreifaltigkeitsdarstellung ist in einem Winkel zwischen zwei Zwickeln platziert. So sind die drei Gesichter und Oberkörper einzeln ausgeprägt und wie zum Himmel hin geweitet. Nach unten, der Erde zu, verjüngen sie sich und fügen sich zusammen wie zu einem Schoß, dessen Mitte die Frau ist, die Geistin; ihr Schoß ist eingehüllt in die weißen Gewänder von Gott Vater und Sohn. Die Mäntel von Vater und Sohn erinnern mich an die „Weißen Gewänder“ im Buch der Offenbarung.(7,13)

Jedes Detail des Bildes ist eine Aussage.

Die sieben Strahlen im Kleid der Geistin wirken so, als verteilten sie deren innere Energie hin zur Erde.

Die drei Heiligenscheine gehen ineinander über und bilden miteinander ein Kreuz.

Ist es das große Ohr von Gott-Vater – oder Teil des Nimbus? Ist es das Ohr, das in die Welt lauscht, ihre Impulse aufnimmt und sie weitergibt an die Geistin?

Mit diesem Bild der göttlichen Dreifaltigkeit verbinden sich tiefste Glaubensgeheimnisse, die uns von innen her erfüllen und unser Leben und Handeln fruchtbar machen, ohne dass wir ihre Tiefe und Fülle je verstehen. Als menschliche Personen dargestellt zeigen sie ihre Nähe zu uns, ihre Verwandtschaft mit unserem Wesen.

In der Apostelgeschichte spricht Paulus von Gott:

Keinem von uns ist er fern
Denn in ihm leben wir,
bewegen wir uns
und sind wir…
Wir sind von seiner Art.
(Apg 17, 27-28)

Dieses vor 80 Jahren freigelegte Bild möge die Diskussion um die Rolle der Frau in Kirche und Welt beflügeln, „anfeuern“ und „begeistern“!

Die Dichterin und Ordensfrau Silja Walter * schrieb aus ihren ganz alltäglichen Erfahrungen und ihrem Nachsinnen über das Gottesgeheimnis:

„Es muss etwas dahinter geben:
Es ist etwas – dahinter – verstehst du …
hinter den Wäschekörben
und den Antiphonarien
und hinter der Dogmatik,
… dahinter.“

All unsere Ideen, Vorstellungen und Bilder, all unser Wissen, Glauben, Hoffen und Lieben, unsere Schwächen und Stärken, – alles ist umhüllt vom Geheimnis der göttlichen Ewigkeit.

Schenken wir einander den Segen Gottes, schenken wir ihn uns in der Ahnung und dem Erspüren des „Dahinter“:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Heilenden Geistin. Alleluja

(* Silja Walter, Benediktinerin, Schriftstellerin, starb 2011 mit 98 Jahren im Kloster Fahr, Zürich)


Zurück

Volltextsuche