GIB MIR ZU TRINKEN - MICH DÜRSTET

2. April 2021 Impulse

Foto: Schw. Elisabethis, Pestkreuz im Paulus-Dom

Karfreitag – das Fest des verwundeten Gottes und der nach Heilung schreienden Menschheit.

Jesus bittet bei der Begegnung am Jakobsbrunnen die Frau aus Samarien:

„Gib mir zu trinken!“. (Joh. 4,7)

Sein Durst kennt keine Grenzen – weder Landes- noch Glaubensgrenzen. Sein Durst ist „grenzen-los.“ Er dürstet nach lebendigem Wasser, nach liebenden Menschen, die einander von Herz zu Herz lieben, deren Lebensbrunnen unerschöpflich ist.

Jesu Durst gipfelt im Schrei am Kreuz:

„Mich dürstet“ (Joh. 19,28) und endet mit den Worten:

„Es ist vollbracht!“ (Joh. 19,30)

Die biblische Heilsgeschichte beginnt mit der ersten Frage Gottes an Adam:

„Wo bist du?“ (Gen.3,9) und endet mit dem Schrei Jesu am Kreuz: „Mich dürstet“.

Es ist ein Urschrei, ein göttlich/menschlicher Schrei, der sich verbindet mit der leidenden und verirrten, verrohten Menschheit und dem Himmel. Dieser Menschheit schenkt Gott seinen Sohn, – bis hin zu diesem Schrei:

„Mich dürstet“ nach Frieden, Heil, Liebe, Heimat, Vertrauen.

Die menschliche Bosheit reicht Jesus Essig. –

Die göttliche Liebe schenkt uns in jeder Eucharistiefeier Brot des Lebens und Blut des Heils. Der Gekreuzigte und Auferstandene schenkt uns aus seinem offenen, durchbohrten Herzen das, wonach wir schreien: Leben in Fülle.

Jahrhunderte – Jahrtausende dürstet die Welt, dürsten wir Menschen nach lebendigem Wasser, nach Sinn, nach Liebe, nach Frieden, nach Lebensfluss – über den Tod hinaus. Wir Christen haben mit unserem Durst in Jesus einen Ansprechpartner. – Zuletzt, am Kreuz, fließt aus seinem geöffneten, durchbohrten Herzen Blut und Wasser zur Heilung in die Welt.

Das Pestkreuz aus dem Paulusdom ist in diesem Jahr der Pandemie für mich DAS Symbol unserer Welt-Situation. Jesus steht nicht darüber. Er steht in der Geschichte der Menschen, in seinem Leben, Ringen, Suchen und Fragen, in der Einsamkeit und Überforderung, im Schmerz und in den Wunden, in der Atemlosigkeit durch die Erkrankung an der Corona-Infektion, im Helfen und in der Antwort-Losigkeit, im Ausgestreckt sein am Holz des Kreuzes, im Tod.

Der Schrei ist nicht verstummt.

Nelly Sachs spricht in der einmaligen Sprache ihrer Dichtung von der „Landschaft aus Schreien“.

Jesus trägt mit den Leidenden und erträgt die Spottenden und Besserwisser. –

Jesus will uns Quelle sein – und Ziel.

Durch IHN und mit IHM und in IHM ist Gott und sein Geist unsere Quelle und unser Ziel:

„Gib mir zu trinken!“ – „Mich dürstet!“


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