Gründonnerstag – ein Fest mit vielen Bedeutungen

1. April 2021 Impulse

(Foto: Schw. Elisabethis: St. Paulus-Dom Münster)

„Wen sucht ihr?“

„Jesus von Nazareth“ (vgl. Joh. 18, 4b-5)

Nach seinem Abschiedsmahl geht Jesus, wie so oft, in den Öl-Garten um zu beten. Er nimmt seine engsten Freunde mit.

Das Bild der Ölberg-Szene vermittelt die tiefe menschliche Angst Jesu. „Sein Schweiß war wie Blut.“ (vgl. Lk 22,44) Kann Angst existentieller beschrieben werden?

Das Bild weist durch die beiden Engel, die Wolken und die sieben Strahlen auf die Nähe des Vaters hin. Ein Engel reicht Jesus einen Kelch und weist hinauf, hin zum Vater.
Jesus betet: „Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht mein – sondern Dein Wille geschehe.“ (vgl. Lk. 22,42) Der andere Engel stützt Jesus ab und stärkt ihm den Rücken.

(Foto: Schw. Elisabethis: St. Paulus-Dom Münster)

Jesu engste Freunde lassen ihn allein und verschlafen seine Not. Judas, einer der Jünger, kommt mit Soldaten, bewaffnet mit Knüppeln und Schwertern, um Jesus gefangen zu nehmen.

Was ist wohl das Motiv des Judas für seinen Verrat? – 30 Silberlinge allein können sicher nicht der Grund dafür sein. Liebt er Jesus nicht ebenso wie die anderen Jünger? Judas verwaltet sogar die Kasse. Soll er so in Jesu Sinn Verantwortung wahrnehmen? (Das erinnert mich an die Berufung des Zöllners. (vgl. Mt. 9,9-13))

Will Judas seinen Herrn herausfordern? – Soll ER doch endlich SEINE Macht spielen lassen? –

Die Antwort bleibt offen, wird doch berichtet, dass Judas sich nach der Kreuzigung erhängt hat. (vgl. Mt. 27,5) So beendet er seine folgenreiche Fehleinschätzung.

Johannes berichtet uns von dem Zusammentreffen Jesu mit den Soldaten:

Jesus fragt sie: „Wen sucht ihr?“ –

Sie antworten IHM: „Jesus von Nazareth“.

Als ER zu ihnen sagt: „ICH bin es!“ weichen sie zurück und fallen zu Boden.

ER fragt sie noch einmal: „Wen sucht ihr?“

Sie sagen: „Jesus von Nazareth“.

Jesus antwortet: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr mich sucht, so lasst diese gehen.“ (vgl. Joh. 18,4b-8)

Zu Beginn seines öffentlichen Lebens stellte Jesus schon einmal zwei jungen Männern, die ihm folgten, dieselbe Frage: „Wen sucht ihr?“ (vgl. Joh 1,38) und ER lädt sie ein, mit IHM zu kommen. Sie gehen mit und bleiben bei IHM – bis genau in diese Stunde. Sie bekommen es mit der Angst zu tun und fliehen. (vgl. Mk 14,50-52)

Sie suchen das Weite und schauen dem Geschehen um ihren Meister aus der Ferne zu. Sie suchen IHN immer noch, doch hat Er auch ihnen wohl zu viel zugemutet? Was haben sie wirklich von IHM verstanden?

Geht es vielen von uns nicht wie den Jüngern? – Wir hören, aber verstehen nicht. Wir folgen IHM, und haften doch an unseren eigenen Denkmustern. Wir gestalten die Kirche Jesu Christi, folgen dabei aber unseren eigenen Vorstellungen und Maßstäben. Wir vermitteln Seine Botschaft, doch leben sie oft nach eigener Sichtweise.

Wir grenzen aus; Frauen und Fremde bleiben außen vor, Homosexuelle dürfen nicht so sein, wie sie sind. Wir laden ein, wir segnen – aber nicht alle und nicht gleichwertig.

Wir missbrauchen und vertuschen. –

Welches Gedenken begehen wir am Gründonnerstag?

- Die Erinnerung an die Mahlgemeinschaft, die Fußwaschung? – Oder auch unser Verschlafen, den Verrat, das Wegsehen und Fliehen? – Denken wir an Jesu Angst und seine Gefangennahme? – An SEINE Wege, die bis heute von Pontius nach Pilatus führen? (= Ein Hin- und Her zwischen Macht und Interessen)

„Jesus, reinige und stärke unseren Glauben!“


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