Passions-Sonntag

21. März 2021 Impulse

(Foto: Sr. Elisabethis: Paulus-Dom in Münster)
„Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.“ Joh 12,28 b

Die Leute aber meinten, es sei der Donner! vgl.Joh. 12,29

Ein Freund erzählte mir einen für ihn wegweisenden, erhellenden Traum. Er träumte zu der Zeit, als die körperlichen Kräfte seiner betagten Mutter mehr und mehr nachließen. Die Familie sah bei der Mutter immer weniger: an Kraft, an Verstand, an Verständigung. Alle diese Wahrnehmungen bezogen sich auf das „Weniger werden“ – bis zu seinem Traum:

Seine Mutter stieg eine steile alte Holztreppe durch eine Art Turm nach oben. Er folgte ihr. Es ging höher und höher und wurde enger – bis sich ganz oben eine Tür öffnete und die Mutter stand dortin Licht und Sonne.

Soweit der Traum. Der Sohn:

„Es war sehr schön und befreiend. Ich hatte bis dahin nur den Abbau gesehen – bis Mutter mich im Traum in eine andere Sichtweise führte. Unsere Seele – die Sprache des Traumesund auch die Sprache des Glaubens – sieht mehr, sieht tiefer, existentieller.“

Jesus lässt uns in seinem Leben immer wieder an vergleichbar existentiellen Ereignissen teilnehmen. Bei der Taufe im Jordan, auf dem Tabor, im heutigen Evangelien-Abschnitt wird jeweils eine Stimme vom Himmel hörbar, die uns tiefer sehen und verstehen lässt – so wie mancher Traum.

„Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.“ Joh 12,28 b

Die Leute denken bei der „Stimme aus dem Himmel“: Es donnert. Die Umstehenden können oder wollen nicht verstehen, was vor sich geht und was das Ereignis bedeutet. Diese Umstehenden sind wir ebenso. Uns sagt Jesusdoch auch:

„Nicht mir galt die Stimme, sondern euch“ Joh, 12,30– damit wir verstehen.

Das heutige Evangelium teilt uns bedrängende Worte Jesu mit. Er spricht von Verherrlichung und Schmerz:

„Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. … Meine Seele ist erschüttert. Was soll ich sagen: Vater rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater verherrliche deinen Namen!“vgl. Joh 12,23.27

Bei ganz starken, schmerzlichen Erlebnissen in unserem Leben ist auch unsere Seele erschüttert. Nach dieser Erschütterung können wir vielleicht später erkennen, welche Aussage sich hinter diesem Ereignis verbirgt und was uns die Stimme vom Himmel sagen will, die wir zunächst nur als „Donner“ wahrnehmen.

Es strömt mit oder nach einem Schmerz oft Kraft in unser Herz und ein neuer Anfang wird nötig und möglich. Wir können dann – wie in dem Traum – das Neue, Große sehen.

Glaubens- und Lebenserfahrungen haben wir gemacht, in denen unser Herz erschüttert wurde, in denen es uns die Sprache verschlug, in denen wir wie blind waren, taub, oder „schwer von Begriff“. Wie gelähmt waren wir und wussten nicht mehr weiter. In solche Situation hinein sagt uns Jesus:

„Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen.“ Joh.12,32

Er lässt uns im Schmerz nicht allein und zieht uns an sich und in seine Auferstehung hinein.Er lässt uns immer wieder auf-leben, auf-stehen und mit neuer Kraft weiterleben: österlich.In der Krise verbirgt sich die Er-Lösung – für Jesus und für mich.


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