Pfingstfest 2021

22. Mai 2021 Impulse

Foto: Sr. Elisabethis, Teil einer Fensterwand im Raum des Gebetes, Kloster Arenberg

„Tod und Leben stritten im Kampf, wie nie einer war” (aus der Ostersequenz)

50 Tage sind seit Ostern vergangen. Die Kirche feiert am Pfingstfest das Kommen des Heiligen Geistes, den Aufbruch der Jüngerinnen und Jünger in die Welt, den Tauftag der Kirche.

Die Apostelgeschichte erzählt uns von den Freunden und Freundinnen Jesu: „Sie waren alle zusammen am selben Ort“ (Apg 2,1) in ihrer Trauer, in ihrem Staunen und Fragen, ihrem Suchen und Erinnern. Was sollen sie glauben? Was ist geschehen? Wie kriegen sie das Geschehene zusammen? Was sollen sie tun? Was passiert mit ihnen? – Sie haben Angst.

Tod und Leben stritten im Kampf ….

Vom Pfingstereignis berichtet die Apostelgeschichte in großen Bildern: Ein heftiger Sturm fährt plötzlich durchs Haus, Geist-Feuer kommt auf jeden der Ängstlichen, alle werden erfüllt vom Heiligen Geist. Die Bewohner Jerusalems hören „Getöse“ und laufen zusammen. Türen brechen auf, Angst verschwindet, Gedanken und Worte werden klar. Die Menge staunt: „Alle hören sie in ihrer Muttersprache reden.“ (vgl. Apg. 2,1-11) Das Unglaubliche wandelt sich in Glauben. Gottes Geist, der Geist Jesu, schenkt Kraft und Einsicht. Sie müssen aufbrechen. Sie wissen plötzlich, wo es nun hingeht: In alle Welt – zu allen Völkern. – Sie können verkünden: „Jesus lebt!“ –

Das Kirchenjahr gewährt „Zeit-Räume“: 40 Tage zur Vorbereitung auf Ostern und 50 Tage nach Ostern für den Prozess der schmerzlichen Trauer, des Nicht Verstehens, der Orientierungs-losigkeit und Klärung.

Die Jüngerinnen und Jünger haben einen Ort, an dem sie sich zurückziehen können. Sie „waren alle versammelt an einem Ort“. (vgl. Apg. s.o.)

Wir brauchen Zeiten und Räume um Erlebnisse, die uns „umhauen“, uns in Trauer stürzen, verletzen, uns zur Verzweiflung bringen, zu begreifen. Wir brauchen Orte, an die wir uns zurückziehen können, wenn das Schicksal zugeschlagen hat. Für unsere Trauer und Fragen, für unsere Fassungslosigkeit und Angst, für unsere Suche nach Sinn. Wir brauchen einen Ort, Zeit und Menschen, die mitgehen. Dann kann langsam das Verstehen keimen für Zusammenhänge, für Hoffnung und Zuversicht.

Unsere Welt – Pfingsten 2021 – braucht Orte, in denen wir das Welt-Drama sortieren können, wo wir uns fragen, was uns all das sagen soll.

„Tod und Leben stritten im Kampf… “

Das gilt:

- für die Länder, in denen Krieg und Terror herrschen,

- für die Menschen, die durch Flucht ihr Leben zu retten oder zu gestalten suchen,

- wo Armut und Hunger den Alltag bestimmen,

- wo Egoismen und Radikalisierung erschreckend zunehmen,

- für die Kirche in ihrem Verlust an Glaubwürdigkeit und ihre Sprachlosigkeit,

- für den mangelnden Zusammenhalt, den Zeichen der Zeit zur Erneuerung zu entsprechen,

- für die Schöpfung am Rande des Kollapses,

- für Länder, in denen die Pandemie wütet,

- für jedes Krankenbett auf den Intensivstationen der Welt,

- für jedes Grab – auch Massengrab – der an Covid19 Verstorbenen!

Was werden wir Pfingsten 2020, 2021 und immer neu verstehen?

Was sollen wir lernen – was können wir tun – wo finden wir Sinn und Halt?

(Foto: Sr. Elisabethis, Fensterwand im Raum des Gebetes,Kloster Arenberg )

Wir brauchen Orte, die uns helfen, den Sinn aufzuschließen, wo wir weiter blicken können als nur in unser oft so sehr verletztes Umfeld. Die täglichen Medienberichte und -bilder müssen ausgehalten und gedeutet werden. Wir brauchen Heilendes und Kraftquellen. Wir brauchen Orte der Solidarität, des Glaubens an das Gute, dass unser Leben ausgerichtet ist auf ein Ziel. Jede und jeder hat Möglichkeiten und trägt Mit-Verantwortung.

• Bild 1 stellt das Pfingstereignis dar, Bild 2 zeigt die ganze Fensterwand an einem Ort, im „Raum des Gebetes“ im Kloster Arenberg / Koblenz, hoch oben über den Kloster-Dächern.

Dargestellt sind Bilder von: Weizen, Trauben, Wasserkrügen, Toren, Öllampen und „himmlischen Scharen“; zwei Fische und zwölf Brotkörbe,ein prächtiger Baum und ein Pelikan, der mit seinem Herzblut seine Jungen nährt. Zentral das Bild vom Lamm und die Symbole der vier Evangelisten; rechts und links davon staunende Menschen. Es sind Bilder, die Gutes verheißen und Heil, Bilder die staunen lassen, die das Herz weiten, Bilder biblischer Ereignisse.

Was können wir – was kann die Welt – was kann ich lernen, um den Sinn des Lebens in unserer Welt an meinem Platz mitzuprägen?

Um den Kampf Jesu mit Leben und Tod ins Eigene zu übersetzen, räumt das Kirchenjahr den Freundinnen und Freunden Jesu 50 Tage ein, also auch mir:

aus Angst/Enge erwächst Weite

aus Blockaden Sendung

aus schmerzender Trauer Hoffnung

aus Fragen erwächst Einsicht

aus Abschied Erinnerung

aus Sprachlosigkeit erwachsen neue Worte

aus Verzweiflung Annahme

Aus Tod wird Leben.

Aus Gott bricht die Kraft Seines Geistes in uns ein.

Das wird auch Pfingsten 2021 so sein.

„Komm, Heiliger Geist der Leben schafft, erfülle uns mit Deiner Kraft“ (Pfingstsequenz)


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