Meine Berufungsgeschichte

3. September 2016 Portraits

Meine Berufung ist sicher kein punktuelles Ereignis, sondern ein langer Prozess mit vielen kleinen richtungsweisenden Begegnungen.


Der Beginn in der katholischen Diaspora in Cottbus

Ich komme aus einem katholischen Elternhaus, in dem der Glaube immer gelebt wurde. Angefangen vom Gebet bei den Mahlzeiten und dem Besuch der Sonntagsmesse bis hin zum Religionsunterricht innerhalb der Gemeinde und den Religiösen Kinderwochen (RKW) in den Ferien. Mein Lebensumfeld war demgegenüber meist nicht christlich, da ich in Cottbus in einer ausgeprägten Diasporasituation aufgewachsen bin. In diesem Umfeld begann mein Weg mit Gott.

Da waren zunächst die ersten Begegnungen mit den beiden Schwestern (selber Clemensschwestern) meiner Heimatgemeinde. Als Kind faszinierten mich diese beiden Frauen, die so viel Lebensfreude ausstrahlten. Nach der Erstkommunion durfte ich Ministrantin werden. Damit begann für mich ein Weg, der mich langsam zur Frage nach Gott in der Liturgie führte. Aus der kindlichen Freude am Ministrieren wurde die Frage nach dem, der dahinter steht. Dabei haben mich sowohl mein damaliger Heimatpfarrer als auch die jungen Erwachsen geprägt, die unsere Ministrantengruppe leiteten.

Nach dem Abitur begann ich in Cottbus das Fach Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. In diese Zeit fallen viele Begegnungen und Ereignisse, die meinen Glaubensweg geprägt haben. Dazu zählen zum Beispiel die Abende in der Ökumenischen Studentengemeinde in Cottbus, die Firmvorbereitungen mit Jugendlichen, die Leitung und Ausbildung von Jugendlichen für den Küsterdienst in meiner Heimatgemeinde und viele Gespräche mit Nichtchristen.

Fragen nach dem Weg mit Gott

In diese Erfahrungen hinein kamen zwei Ereignisse, die mich bewegten. Zum einen war es die Priesterweihe eines jungen Mannes aus meiner Gemeinde, der früher die Ministrantengruppe unserer Pfarrei geleitet hatte. Es war sein Primizspruch (1. Petrus 3,15: Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt;), an dem ich “hängen blieb”. Kurz darauf fragte mich der damalige Kaplan meiner Gemeinde, ob der Weg als Ordenschristin mein Weg sein könnte. Ich beantwortete diese Frage überzeugt mit “Nein” und wurde doch von ihr nicht mehr losgelassen.

Ab diesem Zeitpunkt begann ich mir bewusst die Frage nach meinem Weg mit Gott zu stellen. So lernte ich in meiner Kinder- und Jugendzeit an Gott zu glauben, ihm zu vertrauen und meinen Glauben mit Überzeugung zu leben. In meiner Zeit als Studentin lernte ich noch einmal tiefer über Gottes Weg mit mir nachzudenken, häufig auch durch Menschen mit ähnlichen Lebensfragen. Schließlich wuchs in mir der Mut und das Vertrauen nach dem Weg Gottes mit mir zu fragen bzw. mir die Frage zu stellen, welchen Weg ich mit ihm, Gott, mitgehen kann.

Mein Weg zu den Clemensschwestern in Münster

Gegen Ende meines ersten Studiums beschloss ich, der Frage nach Gott und meinem Glauben weiter auf den Grund zu gehen. Da ich mir vorstellen konnte, hauptamtlich in einer Gemeinde zu arbeiten, begann ich ein Theologiestudium in Münster. Man kann es Fügung nennen, dass ich gerade in der Stadt mein Studium begann, in der auch das Mutterhaus der beiden Schwestern meiner Heimatgemeinde stand. Die Clemensschwestern gaben mir eine Unterkunft in einem ihrer Konvente während meiner ersten beiden Studienjahre. So lernte ich nicht nur die “theoretische” Theologie an der Universität kennen, sondern auch die ganz “praktische” Theologie im alltäglichen Leben der Schwestern.

In mir reifte der Wunsch, meinen Lebensweg mit und für Gott zu gehen. Und es wuchs das Bewusstsein, dass ich dies als Ordensschwester in der Gemeinschaft der “Barmherzigen Schwestern” tun wollte. Schließlich trat ich im Mai 2014 in die Gemeinschaft der Clemensschwestern ein und bin seitdem in der Ordensausbildung. In meiner Gemeinschaft kann ich meinen Weg mit Gott gemeinsam mit meinen Mitschwestern gehen. Es ist weiterhin ein Weg des Suchens und Fragens nach Gott, nach meinem Weg mit Ihm und meinen Mitmenschen.

Was ist meine Berufungsgeschichte? Meine Berufung ist ein Weg mit Menschen, die mir Gott und seine Liebe zu den Menschen gezeigt haben. Ein Weg mit Menschen, die mit mir über Gott gesprochen haben. Ein Weg, der mich aber vor allem ins Gespräch mit Gott gebracht hat.

Sr. Ulrike Holfeld


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