Weg durch die Nacht

17. April 2019 Impulse

Am Palmsonntag bejubelt und verehrt, an Karfreitag unschuldig gekreuzigt. Jesus weiß, wem das Volk Jubel zuschreit - Er ist es nicht. Es will, dass Er ist, wer Er nicht ist: Ein Gott, der die äußeren Bedingungen den Wünschen des Volkes Gottes entsprechend anpasst. Sein Weg ist ein anderer.


Das Tagesevangelium (Joh. 13, 21-33. 36-38) am 16. April beschreibt die Zusammenkunft der Jünger, bei der Jesus offenbart, wer ihn ausliefern und verleugnen wird. Judas wird ihn ausliefern, Petrus seine Zugehörigkeit zu Jesus leugnen – und das gleich drei Mal.

Kreuz in der Kapelle vom Franz Hospital in Dülmen

Im gemeinsamen Schriftgespräch ist einer meiner Mitschwestern besonders aufgefallen, dass Judas, nachdem Jesus ihn durch das Reichen eines Bissen Brotes als den offenbart, der Ihn ausliefern wird, hinaus geht in die Nacht. Judas verlässt Jesus und die Jünger und geht hinaus in die Nacht. Ist dies vielleicht auch symbolisch zu verstehen? Judas war mit Jesus unterwegs: Er hat die Wunder gesehen, die Jesus tat; er hat die Worte gehört, die Jesus sprach – und verlässt ihn.

Er personalisiert die Wünsche des Volkes nach einem mächtigen und starken König, der mit Macht und Gewalt dafür sorgt, dass das Volk Gottes in Unabhängigkeit, Sicherheit und Freiheit leben kann. ABER: Jesus, der König der Juden, kommt auf einem Esel ohne Zeichen von Macht, Herrschaft und Gewalt. In seiner Enttäuschung und vielleicht auch Not trennt sich Judas von Jesus und geht hinaus in die Dunkelheit der Nacht, in der an jeder Ecke eine Gefahr droht. Er wünscht sich einen König und damit einen Gott, der die äußeren Bedingungen für das Volk Israel seinen Wünschen entsprechend anpasst. Diese Stimmen werden auch in unserer Zeit lauter: Das Volk will sicher sein. Die Regierung soll das leisten…

Jesus ist realistischer: Kein Paradies kann die Menschen glücklich machen. Das war doch das erste Angebot Gottes. Die Menschen wollten es damals nicht – und ich glaube, auch jetzt noch nicht. Dem Volk Gottes schenkt Jesus Christus etwas, sehr kostbares: den Glauben an Seinen Vater! Die äußeren Lebensbedingungen setzen den Rahmen, in dem ich lebe und handle. Der wahre Glaube bietet: – Sicherheit: Ich bewege mich in Gott und kann nicht tiefer fallen als in seine Hand. – Unabhängigkeit: Glauben können ist ein Geschenk, eine Gnade. Gott wird mir den rechten Weg, den rechten Umgang mit äußeren Bedingungen und mit Menschen aufzeigen. Ich bin nicht mehr abhängig von äußeren Gegebenheiten. – Freiheit: Das macht frei, innerlich frei.

Jesus zeigt uns den Weg:
Von Palmsonntag bis Karfreitag wird auch Jesu Nacht dunkler. Am Kreuz hängend betet Er den Psalm 22, wahrscheinlich als Sterbegebet: „Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“… – dunkle, dunkle Nacht. In der jüdischen Tradition werden die Psalmen vollständig gebetet. Somit dürften dies nicht Seine letzten Worte gewesen sein. Es heißt in diesem Psalm auch: „Aber Du bist heilig. Dir haben unsere Väter vertraut, und Du hast sie gerettet.“ Jesus stirbt mit der Hoffnung und dem Vertrauen auf Seinen Vater, der Seine Kinder retten will! Judas entscheidet sich für die Nacht ohne Verheißung, ohne Licht, Jesus bleibt auf dem Weg Gottes durch die Nacht hindurch. Durch Seinen Weg durch das Dunkel und Leid des Kreuzes wird Gott verherrlicht und damit Jesus Christus.

Folgen wir Ihm nach, mit Hoffnung und Vertrauen, durch die Erfahrung von Leid und Kreuz hindurch.


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