zum 3. Advent

12. Dezember 2020 Impulse

„Josef, Sohn Davids, fürchte Dich nicht, Maria, Deine Frau, zu Dir zu nehmen…“ (Matth.1,20)


„Josef, Sohn Davids, fürchte Dich nicht,
Maria, Deine Frau, zu Dir zu nehmen…“ (Matth.1,20)

Der Heilige Josef ist der Patron der Benediktinerabtei Gerleve.
Diese lebensgroße Josefsfigur steht seit 2016
in der Abteikirche. Sie wurde geschaffen vom
Künstler Bruno Walpoth aus Südtirol.
Die sehr menschlich, natürlich gestaltete Statue
befindet sich direkt neben der Tür,
durch welche die Mönche zum Chorgebet ein- und ausziehen:
Ein junger Mann mit sehr nachdenklicher, ernster Miene,
eine Taube in seinen kräftigen Händen.

Ich schaue mir die Darstellung an als eine „adventliche Person“.
Sie löst viele Gedanken, Gefühle und Fragen in mir aus:

Was denkst Du, Josef? Was geht in Dir vor?
Bist Du in Auseinandersetzung mit Deinem Zweifel?
Hat Maria Dich betrogen? Sie ist schwanger.
Von wem? Du bist verletzt, enttäuscht, sprachlos.

Sehr bewusst trägst Du die Taube in Deinen Händen, so, als
lauschtest Du, hoffend auf eine Antwort durch die Taube:
Gibt es eine Lösung auf Deine Fragen, – Er-lösung?
Gibt sie Dir eine Antwort?
Ist sie Dir Botin, Botin des Lebens, Botin des Himmels?

(Foto: Sr. Elisabethis)

Soll die Taube fliegen, wie aus den Händen des Noah, in seiner damals auch so
unwirklichen Situation? Er sandte sie aus, auf Antwort hoffend?
Bei der Rückkehr brachte die Taube einen frischen Ölzweig im Schnabel mit.
Ein Zeichen, dass auf der Erde wieder Leben möglich ist.-
Wartest Du auf ein Zeichen durch die Taube als Botin des Himmels?

Josef, Du bist vertraut mit dem Ritual, Neugeborene zum Tempel zu bringen,
zum Dank an Jahwe für dieses neue Leben, zur Sicherheit auf dem Lebensweg.
Für die Armen reichen ein Paar junge Tauben als Gabe, um sie mit dem Kind Gott darzubringen. –
Und dieses Kind? Wirst Du es in Deine Hände nehmen – wie die Taube hier?…

Diese Taube – was sagt sie Dir – was kann sie uns sagen?

Du hattest einen Traum. – Dieser Traum erleuchtet Dein inneres Dunkel.
Du wirst angesprochen als „Sohn Davids“.
„Fürchte Dich nicht“ – sagt der Engel zu Dir.

Damit beginnt für Dich eine Zeiten-Wende.
Mit dem Hinweis auf die Messias-Erwartung beginnt für Dich ein neues Kapitel.
Du beginnst, zu verstehen.

„Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen.
Das Kind, das in ihr wächst, ist vom Heiligen Geist.“(Matth.1,20)

So lauteten auch die Geheimnisworte, die Botschaft des Engels an Maria.
Sie gelten auch Dir, Josef.
Unser Bild drückt dieses Überwältigt-Sein aus.
Es geht von Maria auf Dich über, Josef.
Du kannst bleiben, bei Maria, bei dem Kind!

„…und er nahm seine Frau zu sich.“ (Matth.1,24)

Ist nicht der Advent für uns Suchende, Fragende und Hoffende,
eine besondere Zeit, diesem Überwältigt-werden
vom großen Lebensgeheimnis Gottes in uns Raum zu geben?!
Ist nicht unser ganzes Leben wie ein Advent: mit unseren Fragen,
unseren Unsicherheiten, oder – mit unserem bleibenden Neuanfang im Glauben?
Stehen wir nicht oft da wie Josef? Er hält stand.
In seine leeren Hände kommt die Taube und bringt ihm Trost und Klarheit.
Und er steht zu seiner Frau, zu dem Kind!
Ihr Kind wird zu seinem Kind – wie auch zu unserem Kind…

So wächst Glaube durch die Geist-Taube in Maria, in Josef, in uns.

Josef, Du hältst uns die Taube hin, bietest sie uns an.
Öffnen wir unsere Hände für sie. Josef,
Du lädst uns ein, wachsam zu bleiben
und im Advent unseres Lebens auf unseren Traum zu horchen,
ihm zu vertrauen.
Josef, Du nimmst uns hinein in Dein Wachsen, Werden, Erkennen – - –

Alles – ist Gnade!


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