Biografie Sr. M. Euthymia

Für große Schlagzeilen stand sie nicht. Unscheinbar ihr Leben. An Höhepunkten arm. Und doch: Ein Heer von Kerzen weist Besuchern des münsterischen Zentralfriedhofs den Weg zu ihrem Grab – Schwester Maria Euthymia. Direkt nach ihrem Tod begann die Verehrung dieser Ordensfrau; das Volk hat sie zu einer Heiligen erklärt. Am 7. Oktober 2001 wurde ihr Lebensbeispiel nun auch offiziell durch die Seligsprechung herausgestellt.


  • Emma Üffing

    Am 8. April 1914 wird Emma Üffing in Halverde (Kreis Tecklenburg, heute Kreis Steinfurt) geboren und am gleichen Tag getauft. Ihre Eltern sind Bauern. Ihr Vater August Üffing (1869-1932) stammt aus Hopsten; in zweiter Ehe ist er mit Maria Schnitt (1878-1975) verheiratet. Emma ist das fünfte von sieben Kindern.

    Im Alter von 18 Monaten erkrankt sie an Rachitis. Diese Krankheit hat Folgen für ihr ganzes Leben.

    Familie Üffing, ca. 1930, Emma sitzt vorne rechts neben ihrem Vater.

  • Schule

    Besuch der Volksschule in Halverde. Die Schule ist kein „Zuckerschlecken“ für Emma: Sie muss sich anstrengen, das Lernen fällt ihr nicht leicht. Was anderen zufällt, muss sie sich mühsam erarbeiten. Dennoch: Ihre Noten sind durchweg gut bis sehr gut. Nur das Singen ist „kaum genügend“.

    Emma hilft in der Küche und auf dem elterlichen Hof. Arbeiten nimmt sie gern anderen ab: „Dat kann ick wuoll!“ (Das kann ich wohl!)

  • Ausbildung zur Hauswirtschafterin

    Nach der Schulzeit bleibt sie zunächst noch drei Jahre zu Hause. Bereits mit 14 Jahren will sie Ordensschwester werden; sie ist traurig, als ihre Mutter sagt, dass sie für diese Entscheidung noch zu jung ist.

    Im November 1931 kommt Emma Üffing an das St.-Anna-Hospital in Hopsten. Dort arbeitet sie zunächst sechs Monate im Haus und auf dem Geflügelhof, anschließend ein Jahr als Lernköchin. In dem Krankenhaus lernt sie die Clemensschwestern kennen; die Oberin Schwester Euthymia Linnenkemper wird für sie zum Vorbild.

    Ihre Liebe zum Ordensleben ist geweckt…

    Emma Üffing (2. von links) in der Küche des St. Anna Krankenhauses in Hopsten.

  • Ordenseintritt

    Am 23. Juli 1934 tritt Emma Üffing zusammen mit 46 anderen Frauen in die Kongregation der Barmherzigen Schwestern (Clemensschwestern) in Münster ein. Acht Wochen später erhält sie als Postulantin den Namen Euthymia – in Anlehnung an die Hopstener Oberin.

    Zur Zeit des Ordenseintritts von Schwester Euthymia zählte der Orden 2.638 Schwestern.

  • Einkleidungsfeier

    An ihrer Einkleidungsfeier nehmen 40 Personen aus Halverde teil – Zeichen der Wertschätzung in ihrer Heimat. Euthymia legt die Gelübde der Armut, Ehelosigkeit und des Gehorsams ab.

    Sr. Euthymia (vorne rechts) und Mitschwestern in Dinslaken.

  • Ausbildung zur Krankenschwester

    Schwester Euthymia legt die zeitlichen Gelübde ab. Ab 1936 wird sie zur Krankenschwester ausgebildet. Das Lernen des umfangreichen Fachwissens fällt ihr schwer, doch mit Ausdauer schafft sie es.

  • Versetzung in das St.-Vinzenz-Hospital

    Am 30. Oktober 1936 wird Schwester Maria Euthymia in das St.-Vinzenz-Krankenhaus ins niederrheinische Dinslaken versetzt. Am Tag zuvor hatte sie die Prüfung zur Desinfektorin mit „sehr gut“ bestanden.

    Zunächst ist sie in der Frauenstation tätig. Nach einem Jahr übernimmt sie den Dienst in der Isolierstation. Diese besteht aus einer Holzbaracke mit rund 50 Betten. Den Patienten – vor allem den vielen Kindern – versucht Euthymia die fehlende Mutter durch Liebe und Fröhlichkeit zu ersetzen.

    Zwischenzeitlich macht sie am 3. September 1939 ihre Abschlussprüfung als Krankenschwester ebenfalls mit der Note „sehr gut“.

  • Ewiges Gelübde

    Am 15. September 1940 legt sie im Mutterhaus in Münster die „Ewigen Gelübde“ ab – sie bindet sich für ihr ganzes Leben an den Orden der Clemensschwestern.

  • Engel der Liebe

    Während des Zweiten Weltkrieges übernimmt Euthymia im Februar 1943 die Pflege der ansteckend kranken Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter. Oft haben sie schwere Krankheiten: Krätze, Gesichtsrose, Typhus, Geschlechtskrankheiten, Lungentuberkulose. Meist kommen sie verdreckt und verlaust an. Euthymia kennt keinen Ekel vor Eiter, Blut, Auswurf und Kot. 70 Patienten sind es mittlerweile in der so genannten St.-Barbara-Baracke. Sie wird von den Patienten „Engel der Liebe“ genannt.

    Sr. Euthymia vor der Lazarettbaracke.

  • Leitung der Wäscherei

    Am 23. März 1945 wird Dinslaken bei einem amerikanischen Bombenangriff zu 85 Prozent zerstört – auch das Vinzenz-Hospital. Euthymia kennt nur die Sorge um die Kranken. Sie hilft bis spät in die Nacht beim Transport in die umliegenden Dörfer. Am anderen Tag bricht sie mit hohem Fieber zusammen.

    Als das Krankenhaus notdürftig wieder hergerichtet ist, wird Euthymia in der Waschküche eingesetzt. Sie wird blass, als man ihr diese Entscheidung der Oberen mitteilt – sie war neun Jahre lang mit Leib und Seele Krankenschwester. Schnell fängt sie sich, denn sie ist „gern zu allem bereit“.

  • Rückkehr nach Münster

    Am 14. Januar 1948 kommt Schwester Euthymia nach Münster. Sie übernimmt die Leitung der Wäscherei des Mutterhauses und der Raphaelsklinik. Ihre Aufgabe: In der klinikeigenen Wäscherei die anfallende Schmutzwäsche zu reinigen, überdies fällt Wäsche des Mutterhauses und seiner angeschlossenen Einrichtungen an. Trotz der harten und eintönigen Arbeitstage übernimmt sie noch Dienste von Mitschwestern.

  • Die Krankheit

    Euthymia bricht im Waschhaus zusammen. Am 8. Juli 1955 wird sie auf die Krankenstation gebracht. Eine Operation ergibt eine fortgeschrittene Krebserkrankung. An eine Heilung ist nicht mehr zu denken. Die Ärzte zeigen sich erschüttert vom Durchhaltevermögen dieser „Waschfrau“. Die Patientin hat schwere Schmerzen.

  • Die Todesstunde

    Ende August 1955 bekommt Euthymia Fieber. Sie bittet um das Sakrament der Krankensalbung. Eine Krankenschwester erinnert sich: „Es war kaum mit anzusehen, wie sehr sie litt.“

    Morgens um 6.00 Uhr empfängt Schwester Maria Euthymia am 9. September 1955 die Kommunion. Um 7.30 Uhr stirbt sie im Alter von nur 41 Jahren. Im gleichen Augenblick fällt Sonne durch das Fenster und erhellt das Gesicht der Toten – dann bleibt das Wetter den ganzen Tag trübe.

    Scharen von Kranken, Schwestern, Schülerinnen, Angestellten und Besuchern strömen zur Totenkapelle, wo Schwester Euthymia aufgebahrt ist. Es wird nicht nur für die Verstorbene gebetet, sondern diese von der Stunde ihres Todes an bereits als Fürsprecherin bei Gott angerufen. Vor ihrem Sterben hatte sie anderen versprochen, bei Gott für sie zu bitten.

  • Das Wunder

    Eine Schwester, deren Hand zwischen die Walzen einer Bügelmaschine gekommen war und dadurch schwere Verbrennungen und Quetschungen erlitt, bittet am offenen Sarg von Schwester Maria Euthymia um Fürsprache. Innerhalb kürzester Zeit und für Mediziner unerklärlich ist die Hand der Schwester geheilt.

  • Eröffnung des Seligsprechungsprozesses

    Bereits wenige Wochen nach dem Tod von Schwester Maria Euthymia am 9. September 1955 setzte eine Welle der Verehrung ein. Gleichzeitig wurde begonnen, alles über ihr Leben zusammenzutragen. Auf Antrag der Clemensschwestern leitete der münsterische Bischof Dr. Michael Keller Ende 1959 den Seligsprechungsprozess ein.

  • Abschluss des Seligsprechungsverfahrens

    Der Weg bis zur Seligsprechung war lang. Oft schien das Bemühen aussichtslos. Doch die „Anwälte“ von Schwester Maria Euthymia gaben nicht auf. Fast 42 Jahre dauerte das Verfahren. Im März 2000 kam dann endlich die Nachricht aus Rom: Der außerordentliche Heilungsvorgang an der Hand von Schwester M. Avelline werde als ein auf Fürsprache von Schwester Euthymia erfolgtes Wunder anerkannt. Damit war die wichtigste Voraussetzung für die Seligsprechung erfüllt.

  • Seligsprechung in Rom

    Am 7. Oktober 2001 wird Schwester Maria Euthymia von Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochen. Tausende von Pilgern aus dem Bistum Münster haben die Seligsprechung in Rom direkt miterlebt.


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